Pädagogik

 

Besonders durch die aktuellen Belastungen, die unsere Kinder und ihre Familien durch die Coronapandemie erleben müssen, hat dieser Themenbereich eine noch zentralere Bedeutung und müsste bei Entscheidungen zum Thema Schulen und Kindergärten an aller erster Stelle stehen. Leider wurde außer oberflächlichen Zusagen wie „nur das Beste zu wollen“ das Thema nie öffentlich diskutiert und es gibt auch keine konkreten Unterlagen oder Aussagen. Einzig das Argument die Kluft zwischen Flachau und Reitdorf müsste geschlossen werden, wurde mantraartig wiederholt. Wir sind der Meinung, dass diese Kluft schon lange nicht mehr relevant ist und dass, wenn es sie noch gibt, unsere Kinder dieses Problem nicht lösen können. Viel mehr sind wir davon überzeugt, dass zwei kleine Schulen und zwei kleine Kindergärten jeweils direkt nebeneinander für die Entwicklung unserer Kinder viel besser sind als eine doppelt so große Schule und ein doppelt so großer Kindergarten, der in einem anderen Teil der Gemeinde liegt. Ebenso sehen wir die Vielfalt im Bildungsangebot, die zwei Schulen und zwei Kindergärten mit unterschiedlichen Schwerpunkten bieten immer als eine Bereicherung und sollte erhalten und nicht zerstört werden.

Um dieses Defizit aufzuholen haben wir folgende Informationen für euch zusammengestellt:

Entwicklungspsychologische Untersuchungen zeigen, dass sich Kinder im Alter zwischen fünfeinhalb und sechseinhalb Jahre körperlich sehr stark verändern. Die Arme und Beine zeigen ein verstärktes Längenwachstumm, der Rumpf wird schlanker und gestreckter, der untere Teil des Gesichtes wächst stärker als die Stirnpartien.

Parallel zu diesen kräfteraubenden körperlichen Veränderungen kommt es auch zu tiefgreifenden seelischen Veränderungen. Der psychische Zustand der Kinder in dieser Altersgruppe ist häufig labil. Sie neigen zu Stimmungsschwankungen, entladen ihre Gefühle oft plötzlich und explosiv. Sechsjährige Kinder wirken oft desorientiert, können sich nur schwer zu einer Entscheidung durchringen. Kinder in dieser Altersgruppe befinden sich in der schwierigen Übergangsphase vom Kleinkind zum Großkind. Diese Zeit ist auch eine Loslösungsphase von den ersten Bezugspersonen des Kindes. Diese starken körperlichen und seelischen Veränderungen bewirken, dass Kinder dieser Altersgruppe besonders „vulnerabel“ sind, das bedeutet, dass emotionaler Stress in dieser Zeit größerer psychischer Verletzbarkeit Auslöser für die Entstehung psychischer Probleme ( z.B. neuerliches Einnässen, Nägelbeißen, Entstehung depressiver Symptome oder eines ADHS, selbstaggressives oder fremdaggressives Verhalten, uvm.) oder psychosomatischer Beschwerden sein kann (z.B. vermehrtes Bauchweh, Auftreten von Schlafstörungen). Gerade deswegen ist es so wichtig, dass die Transition (Übergang Kindergarten zur Volksschule) emotional so stressfrei wie möglich abläuft. Durch die Nähe von Kindergarten und Schule in Reitdorf und Flachau haben wir derzeit ideale Bedingungen, um die Transition so gut wie möglich zu gestalten. Durch ein Auseinanderlegen dieser beiden Bildungseinrichtungen würden wir den psychischen Stress für unsere Kinder deutlich erhöhen.

Der Schuleintritt stellt für das Kind ein ohnehin kritisches Lebensereignis dar. Seine positive Bewältigung kann das weitere Lernverhalten beeinflussen (Rollett, 1997). Vom Schulkind wird verlangt, einige Stunden des Tages stillzusitzen und seinen starken Bewegungsdrang zu unterdrücken, ruhig zu sein und zuzuhören, sich an die gegebenen Situationen anzupassen und den Verlockungen zum Spielen zu widerstehen (Schenk-Danzinger, 1987). Durch die Nähe der beiden Bildungseinrichtungen (Kindergarten und Volksschule) konnte diese für das Kind so große Lebensumstellung optimal vorbereitet und durchgeführt werden. In den Jahren vor dem eigenen Schuleintritt kann das Kindergartenkind durch das Vorbeigehen an der Volksschule beobachten, wie es seinen älteren ehemaligen Kindergartenkolleg/Innen in die Volksschule gehen und zum Beispiel auch, dass diese Kinder lachend aus der Schule kommen -  so wächst für das angehende Schulkind durch diese Beobachtung mehr und mehr die Vorfreude auf den ersten Schultag. Zusammenfassend kann man sagen, dass eine gelungene Transition ein wichtiger Schutzfaktor für die seelische Immunabwehr des Kindes darstellt.

Natürlich spielen die Eltern die größte Rolle bei der Erziehung eines Kindes. Die Rolle der Schule geht aber über die reine Wissensvermittlung hinaus. Es geht ebenso um die Aneignung intellektueller, emotionaler und sozialer Fertigkeiten, um Einstellungen und Werthaltungen und um Persönlichkeitsbildung. Durch bestimmte Fertigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften werden wir für Arbeitgeber und die Gesellschaft interessant, und nicht allein durch das angeeignete schulische Wissen.

In diesem Zusammenhang möchten wir darauf hinweisen, dass für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen auch von Bedeutung ist, inwieweit die Schule ihre spezifischen Begabungen, Interessen und Fähigkeiten fördert. Dies findet in der Reitdorfer VS durch die Möglichkeit zur Teilnahme an verschiedenen Zusatzangeboten statt und wird seitens der Lehrerschaft sehr stark in den Fokus genommen. In kleineren Bildungseinrichtungen ist es leichter möglich, das einzelne Kind mit seinen jeweiligen Begabungen, aber auch mit seinen Schwächen, im Blick zu behalten. 

Dies bestätigt Prof. Rost Detlev, Psychologieprofessor der Uni Marburg, wenn er sagt: Wenn nicht mehr jeder Lehrer jeden Schüler mit seinem Namen kennt, ist die Schule zu groß.“.

Internationale Studien belegen auch, dass die Lärmbelästigung in den Schulen oft über den für Schüler und Lehrer zumutbaren Grenzen liegen (Schick et al. 1999). Es wird unserer Ansicht nach zu wenig bedacht, dass bei einer Zusammenlegung von Kindergärten und Schulen sich die Schülerzahlen und somit auch die Lärmpegel verdoppeln. Zu hohe Lärmpegel wirken sich hemmend auf die kognitiven Leistungen, darunter auch auf die Sprachentwicklung aus. 

Was die ideale Größe eine Schule ist, damit Kinder optimal gefördert werden können, lässt sich nicht allgemein richtig beantworten und natürlich kann es betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, Schulen zusammenzulegen. Die eigentliche Aufgabe einer Schule ist die Vermittlung von Wissen und die Entfaltung der in den Lernenden steckenden Potenziale zu fördern. Dies kann aber viel weniger gut gemessen werden als Einnahmen und Ausgaben. Bildungsforscher erklären, dass ein Großteil der Verantwortung für das schlechte Image von Schulen und das schlechte Abschneiden unserer Schüler bei internationalen Vergleichstest auf zu große Schulen zurückzuführen ist. 

Allein unter diesen Aspekten sollte klar sein ein, dass ein Zusammenlegen und damit das Verdoppeln der Schulgröße sehr gut überlegt werden muss und damit einen langen Prozess braucht. 

Die Größe ist allerdings nicht der einzige Faktor, der die Qualität und den Erfolg der Erziehung beeinflußt. Es geht selbstverständlich auch um die Inhalte und den Unterricht. Wir sind davon überzeugt, dass in beiden Flachauer Schulen sehr bemühtes und gut ausgebildetes Lehrpersonal tätig ist und möchten keinen Falls jemanden kritisieren.

Bei unseren Recherchen konnten wir für die Volksschule Reitdorf eine Vielzahl von Gütesiegeln und Zertifikaten finden, die bei einer Zusammenlegung alle verloren gehen. 

Um diese Zertifikate und Gütesiegel zu erlangen, müssen Anträge eingereicht und die zum Bereich passenden Projekte, Unterrichtsmodule und Fortbildungen nachgewiesen werden. Die Bandbreite und Vielzahl dieser Auszeichnungen spiegelt das hohe Maß an Pädagogik, Didaktik und Methodenvielfalt des Unterrichtes im Schulalltag an der Volksschule Reitdorf wider. Hier ein Überblick:

MINT – Gütesiegel
Mit dem MINT-Gütesiegel werden Bildungseinrichtungen ausgezeichnet, die mit verschiedenen Maßnahmen innovatives und begeisterndes Lernen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik fördern und mit vielfältigen Zugängen für Mädchen und Burschen umsetzen.

Die VS Reitdorf wurde 2020 vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit diesem Gütesiegel ausgezeichnet!

Für die Erst - Verleihung dieses Gütesiegel werden folgende Kriterien herangezogen

Zentrale Bewertungskriterien - Primarstufe MINT-Schulentwicklung: 
Die MINT-Schwerpunktbildung ist im Schulprogramm/Profil formuliert und wird durch verschiedene organisatorische Maßnahmen gefördert. 
MINT-Unterricht: Anwendungsorientiertes, praxisnahes und forschendes Lernen wird in den MINT-Fächern ermöglicht, belegt durch konkrete Beispiele. 
MINT-Umfeld: Außerschulische Lernorte werden in sinnvoller Weise in die MINT -Unterrichtsgestaltung einbezogen. 
MINT-Förderung: Mädchen und Buben werden gleichermaßen für MINT-Inhalte begeistert und ihr Interesse nachhaltig gefördert und Gender-Kompetenz wird im Kollegium gezielt aufgebaut. 
MINT-Lehrer/innenprofessionalisierung: Die regelmäßige Teilnahme der Lehrer/innen an MINT-relevanten Fortbildungen ist sichergestellt und Teamkultur, gegenseitiger Austausch unter den Lehrer/innen und kollegiale Beratung werden aktiv angeregt und unterstützt. 
MINT-Projekte: Die Schule hat (unter Berücksichtigung der örtlichen Rahmenbedingungen) mit überdurchschnittlichem Engagement an MINT-relevanten Projekten oder Wettbewerben teilgenommen.

Quelle: https://www.mintschule.at/wp-content/uploads/MINT_Guetesiegel_Bewertungskriterien_Ersteinreicher.pdf

 

Klimabündnis Schule
Ein besonderes Anliegen ist der Volksschule Reitdorf das Sammeln von Klimameilen. Dabei werden die Kinder animiert den Schulweg zu Fuß, mit dem Scooter oder auch per Fahrrad zurückzulegen und somit unser Klima zu schonen. 2020 sammelten die Kinder in 4 Wochen 2511 Klimameilen am Weg zur VS Reitdorf!

Klimabündnis-Bildungseinrichtungen bekennen sich:

  • zu ganzheitlicher und fächerübergreifender Beschäftigung mit klimarelevanten Themen.

  • Wege zu klimaschonendem Handeln zu suchen und konkrete Maßnahmen gemeinsam mit den SchülerInnen umzusetzen.

  • die Klimaschutz-Arbeit der Gemeinde mitzutragen.

  • Kulturen und Lebensweisen der Länder des Südens und die Klimabündnis-Partnerschaft zu vermitteln.

  • zur Bildung eines Klimabündnis-Teams mit Koordinator/in.

  • einen Jahresbericht über ihre Tätigkeit online auszufüllen.

Quelle: https://www.klimabuendnis.at/schule-kiga/bildungseinrichtungen-im-klimabuendnis

 

Schulsportgütesiegel in GOLD

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung sieht zur Auszeichnung von Schulen, die besonders bewegungsfreundliche Akzente im Schulbetrieb setzen, die Verleihung eines Schulsportgütesiegels in Gold, Silber und Bronze vor. 
Kriterien sind vor allem die sporttechnische Ausstattung der Schule, die hervorragende Qualifikation von Lehrkräften, Zusatzangebote, sowie regelmäßige und erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben.
Die Volksschule Reitdorf wurde 2019 mit diesem Gütesiegel in GOLD ausgezeichnet und dies spricht für eine besonders bewegungsfreundliche Schule!

Quelle: https://www.schulsportguetesiegel.at/

 

Prädikat kunstaktiv

Landesauszeichnung für Schulen für Kunst und Kulturelle Vermittlungsarbeit: „Prädikat kunstaktiv"

Alle Schulen in Stadt und Land Salzburg können sich um das "Prädikat kunstaktiv" bewerben.
Voraussetzung ist, dass die Schule im vergangenen Schuljahr zumindest zwei Kunstprojekte nach den Richtlinien der Aktion "Kulturvermittlung in Schulen" durchgeführt hat. Dabei handelt es sich um Projekte mit Dialogcharakter, mit direkten Impulsen von außerschulischen Kunstschaffenden, mit aktiver und kreativer Beteiligung der Schülerinnen und Schüler, mit innovativem und prozessorientiertem Inhalt.
Das "Prädikat kunstaktiv" wird bei Vorliegen der Voraussetzungen verliehen. Dadurch wird nach außen sichtbar, dass es sich hier um eine kunst- und kulturbewusste und –offene Schule handelt, in der die Schlüsselkompetenz Kreativität gefördert wird.

Die Aktion "Prädikat kunstaktiv" des Landes läuft seit 2012 und ist österreichweit einzigartig. Die VS Reitdorf ist seit 2017 Trägerin dieser Landesauszeichnung!

Quelle: https://www.salzburg.gv.at/themen/kultur/kulturfoerderungen/kulturvermittlung-in-schulen/praedikatkunstaktiv

 

Zertifikat “Singende Schule”
Mit dem Zertifikat singende Schule wird den Kindern die Freude am Singen vermittelt und die Bedeutung des wertvollen Kulturgutes des Volkslieds nähergebracht. Es werden musikalische Techniken und Methoden erlernt, die den Kindern das Erlernen von Musikinstrumenten erleichtern. Für dieses Zertifikat gibt es einen umfangreichen Katalog an Voraussetzungen, die von der Volksschule Reitdorf 2019 alle erfüllt wurden.

Projektziele:

+Förderung des Singens allgemein durch das Anbieten regelmäßiger Singstunden in Schulen.

+ Kennen lernen von regionalen/traditionellen Volksliedern, sowie Lieder aus anderen Kulturen.

+ Singen als eine Möglichkeit der Selbsterfahrung kennen lernen.

+ Präsentation der erlernten Lieder, auch in tontechnischer oder in drucktechnischer Form ( z.B. CD, Liederbüchl)

+ Einbindung von Instrumentalgruppen zur Liedbegleitung

+ Generationenübergreifende Singgruppen anbieten: Eltern-Kind-Singen, Großeltern-Kind-Singen etc.

+ Evt. musikalischer Austausch mit anderen Schulen (Motto: Schüler singen für Schüler)

+ Evt. Durchführung einer Feldforschung – Aufspüren von Liedern der älteren Generation  

 

Voraussetzungen:

Ein ‚Lied des Monats’, das alle Klassen gemeinsam singen können, soll erlernt werden.

Im Laufe des Schuljahres sind mind. 10 gemeinsame Lieder (jeden Monat ein anderes Lied) zu erlernen. Davon sollte der Anteil an Volksliedern (Mundart oder Hochsprache) mind. 50 % ausmachen.

Teilnahme aller KlassenlehrerInnen an der schulinternen Fortbildung „Salzburger Liedertankstelle“ mit mindestens 3 Unterrichtseinheiten.

Gestalten und Erstellen eines schulinternen Liederbuches (fächerübergreifende Gestaltung) oder einer CD.

Mitgliedschaft Verein Salzburger VolksLiedWerk

Die VS Reitdorf hat alle diese Voraussetzungen erfüllt und 2019 dieses Zertifikat erhalten!

Quelle: https://www.salzburgervolksliedwerk.at/singen/schulprojekte/singende-schule

 

Zusammenfassend ist zu sagen, dass eine Zusammenlegung der Schulen Und Kindergärten aus pädagogischer, sozialer und psychologischer Sicht keinen Sinn macht.

Große Zufriedenheit mit beiden Schulen

Beide Schulen sind pädagogisch wertvoll geführt. Es herrscht in beiden Volksschulen große Zufriedenheit mit der derzeitigen pädagogischen Ausrichtung.

Inklusion gibt Kindern Halt

Es fand keine Diskussion zum Thema “Größe des Umfelds” statt. Ein kleines Umfeld bietet viele Vorteile für Kinder und Familien: familiäre und herzliche Atmosphäre, übersichtliches Gebäude, räumliche Nähe zum Wohnort, Schulweg meist kürzer (Möglichkeit des zu Fuß gehens).

Kleine Einheiten besser für Kinder

Durch die geplante Zusammenlegung werden entwicklungspsychologische Grundprinzipien missachtet, denn je kleiner und übersichtlicher das schulische Umfeld, desto besser ist dies fürs Kind. Auch wenn eine Schule mit 8 Klassen im Vergleich zu Städten vielleicht nicht groß ist, sind es doch doppelt so viele wie bisher und daher nicht wünschenswert.

Auszeichnungen gehen verloren

Ausgezeichnete pädagogische Konzepte, die sich durch die derzeitigen Strukturen entwickeln konnten, gehen bei einer Zusammenlegung verloren (MINT-Gütesiegel, Klimakids, singende Schule,…).

Ressourcen werden für Zusammenlegung verbraucht

Massive Ressourcenbindung: Eine inhaltlich intensive und zeitlich anspruchsvolle Gesamtänderung wie eine Zusammenlegung von Schulen & Kindergärten bindet massiv Ressourcen bei allen Beteiligten, insbesondere bei den Pädagoginnen und Pädagogen – die unmittelbar Leidtragenden sind wiederum die Kinder.

Beeinträchtigungen durch die Baustellen

Durch die geplanten Maßnahmen kommt es zu massiven Beeinträchtigungen des Lernumfeldes der Kinder durch Bautätigkeiten auf einer Großbaustelle. Selbst bei bestmöglicher Planung und Umsetzung ist eine Störung des Schul- und Kindergartenbetriebes zu erwarten.